Die Gewalt um den G20-Gipfel wird in Hamburg auch ein gutes Jahr nach den Ereignissen noch kontrovers diskutiert. Wie konnte ein Gipfelprotest in Unruhen mit breiter Beteiligung übergehen? Warum lag bei Polizeimaßnahmen die Schwelle zur Gewalt so niedrig? Der Bericht „Eskalation. Dynamiken der Gewalt im Kontext der G20-Proteste in Hamburg 2017“ will die Debatte um eine neue Perspektive erweitern.
Der Bericht rekonstruiert, wie und warum die Gewalt in Hamburg in dieser Form eskalierte. Er enthält sich dabei weitgehend einer moralischen Einordnung. Dazu beleuchtet das Forschungsteam konkrete Situationen des Aufeinandertreffens der Konfliktparteien und bettet sie in einen größeren Kontext ein.
Die Gewalt rund um den G20-Gipfel lässt sich, nur bedingt aus den Motiven und Planungen der Beteiligten erklären. Die Entwicklung wird stattdessen auf Prozesse der Eskalation zurückgeführt, in denen sich wahrgenommene Bedrohung, Handlungen und Deutungen auf fatale Weise miteinander verflechten. Die Gewaltprognosen im Vorfeld haben sich in der Juliwoche nicht einfach bestätigt. Ein solcher Kurzschluss verstellt nicht nur den Blick auf die Dynamik der Entwicklungen und die Handlungsspielräume der Beteiligten; er beschneidet auch den Raum für die Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Konflikt, der sich in Hamburg entlud.
Das Projekt „Mapping #NoG20“ startete im Dezember 2017 mit Unterstützung von vier Stiftungen. Koordiniert vom Institut für Protest- und Bewegungsforschung (ipb), dem Zentrum Technik und Gesellschaft der Technischen Universität Berlin (ZTG) und dem Hamburger Institut für Sozialforschung (HIS) wurde es durch ein Netzwerk von mehr als 20 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Protest-, Polizei- und Gewaltforschung getragen.
Der Bericht, eine interaktive Karte und vertiefende Analysen sind ab jetzt abrufbar unter https://g20.protestinstitut.eu
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Malthaner, Stefan/Teune, Simon/Ullrich, Peter/Arneth, Sabrina/Brendel, Philipp/Cramer, Meta/Frenzel, Fabian/Gebhardt, Madeleine/Hair, Fabian de/Harsch, Corinna/Hartmann, Eddie/Haunss, Sebastian/Heise, Maren/Hoebel, Thomas/Hörath, Julia/Knopp, Philipp/Lang, Felix/Matthies, Robert/Plöse, Michael/Schattka, Chris/Schmidt, Stephanie/Schuhmacher, Nils/Sommer, Moritz/Thurn, Roman (2018), Eskalation. Dynamiken der Gewalt im Kontext der G20-Proteste in Hamburg 2017, Berlin: Institut für Protest- und Bewegungsforschung, https://g20.protestinstitut.eu/wp-content/uploads/2018/09/Eskalation_Hamburg2017.pdf,